Warum wir Dinge nicht an ihren Platz zurückbringen
Warum ist es bei manchen Menschen immer ordentlich – und bei anderen eher nicht?
Ich beobachte das immer wieder bei meinen Kundinnen und Kunden. Nehmen wir zum Beispiel meine Kundin, die im Homeoffice arbeitet. Sie telefoniert, sucht nach einem Stift, notiert etwas auf einem Zettel. Dann legt sie das Telefon zur Seite –
doch schon kurz darauf klingelt es erneut. Sie sucht nach dem Telefon, irrt durch die Wohnung, sucht erneut einen Stift, greift diesmal zu einem Briefumschlag als Notizzettel. Und das wiederholt sich – den ganzen Tag.
Was fehlt?
Der Abschluss.
Die Handlung „Telefonieren“ wird nicht zu Ende gebracht. Dabei würde das gar nicht lange dauern:
1. Das Telefon kommt zurück an seinen festen Platz.
2. Der Stift kommt an seinen festen Platz.
3. Die Notiz wandert auf den Schreibtisch.
4. Der Block kommt ebenfalls zurück an seinen Platz.
Vier Handgriffe. Keine zehn Sekunden.
Aber bei vielen meiner Kund*innen betrifft dieses Verhalten fast alle Tätigkeiten:
Essen, Kochen, Spielen, Lesen, Arbeiten, Fernsehen, Knabbern…
– „Die brauche ich doch bald wieder!“
Einmal räumte ich mit einer Kundin ihre Kammer auf.
Sie zeigte auf eine Kiste mitten im Weg:
– „Die kann da stehen bleiben – die brauch ich nächste Woche!“
Ich war zuerst verwirrt. Warum soll etwas im Weg stehen bleiben?
Erst später habe ich verstanden:
Viele Menschen bringen Dinge nicht zurück an ihren Platz, weil sie denken:
– „Ich brauche das ja bald wieder – also warum es wegräumen?“
Das erscheint auf den ersten Blick logisch.
Aber das Gegenteil ist der Fall.
Wenn ich ganz genau weiß, wo der Stift ist, dann kann ich ihn jederzeit holen –
ohne Suchen, ohne Ärger, ohne Zeitverlust.
Und: Das Zurücklegen dauert oft nur wenige Sekunden.
Auch wenn ich weiß, dass ich den Gegenstand in zehn Minuten wieder brauche –
es ist trotzdem effizienter, ihn sofort wegzuräumen.
Denn: Je mehr Dinge herumliegen, desto schwerer wird es, überhaupt noch Überblick zu behalten.
Was Sie ausprobieren können
Probieren Sie es beim nächsten Telefonat doch mal aus:
Räumen Sie danach konsequent alles zurück, was Sie dafür benutzt haben –
Telefon, Stift, Notizblock.
Sie werden staunen, wie schnell und einfach das geht –
und wie viel leichter es wird, die Übersicht zu behalten.
Ordnung beginnt nicht mit großen Systemen, sondern mit kleinen, beendeten Handlungen.