Loading color scheme

Die 1%-Methode

Wie kleine Schritte beim Aufräumen große Wirkung entfalten können

Heute möchte ich ein Buch mit Euch teilen, das mir geholfen meine Kunden besser zu verstehen. Und das, obwohl es kein Ordnungsratgeber und kein Buch über psychische Erkrankungen, Kaufsucht, oder das Messie-Syndrom ist. Es geht um Verhaltensmuster! Und damit um all das, was auch in einer Messie-Wohnung, bei Unordnung in der Wohnung oder bei Haushalten ohne Struktur entscheidend ist. Der Spiegel-Bestseller heißt „Die 1%-Methode – Minimale Veränderung, maximale Wirkung“ vom Autor James Clear.

Was hat dieses Buch mit Ordnung schaffen zu tun?

Aber was hat dieses Buch mit Ordnung zu tun? Auf den ersten Blick: nichts. Es geht nicht um Aufräumtipps, Haushaltsorganisationund schon gar nicht um das große „Jetzt-ändere-ich-endlich-alles“-Programm. Und doch habe ich beim Lesen ständig an meine Kunden gedacht. Denn vieles, was James Clear beschreibt, lässt sich wunderbar auf Ordnung schaffen, Aufräumen, Ordnung halten und Ordnung lernen übertragen. Und auch auf das Gegenteil: Wenn die Motivation fehlt, man das Aufräumen immer wieder aufschiebt, einfach zu viel kauft, anfängt zu horten oder wenn man sich nicht von Gegenständen trennen kann, obwohl die Wohnung keinen Platz mehr bietet.

James Clear erklärt diese Verhaltensmuster nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Geschichten aus dem Alltag – nachvollziehbar und voller Aha-Momente und Lösungsvorschläge.

 Sind manche Menschen willensstärker als Andere? 

Ich möchte von zwei Beispielen berichten, die mich sehr beeindruckt haben: Viele meiner Kunden sammeln Dinge, die sie schon mehrfach besitzen, obwohl sie sie weder brauchen noch benutzen: Bücher, Wolle, Küchenutensilien. Und das, obwohl sie selbst sagen: „Ich hab doch eigentlich schon genug.“

Tatsächlich ist ihnen der Widerspruch völlig klar. Und der Wunsch, endlich damit aufzuhören, ist groß.
Aber jedes Mal, wenn ich wiederkomme, stehen neue Tüten in der Ecke. Oft noch ungeöffnet, manchmal achtlos irgendwo abgelegt. Und ich frage mich: „Warum ist es so schwer, damit aufzuhören? Gerade wenn man es doch eigentlich möchte?“

Andere wiederum brauchen nur einen kleinen Impuls und „Zack!“ ist das Sammelverhalten wie weggeblasen.
Heute weiß ich: Der Unterschied liegt nicht in der Willensstärke, sondern im Auslösereiz. Und der kann sehr mächtig sein. Auch beim Horten von Dingen, beim Nicht-Loslassen-Können, oder wenn man trotz fehlendem Platz in der Wohnung immer weiter anschafft.

„Moment. Auslöse-was?“

 Wie funktioniert der Auslösereiz?

James Clear erklärt den Auslösereiz mit einem spannenden Beispiel: Nach dem Vietnamkrieg waren fast 90 % der US-amerikanischen Soldaten abhängig von Drogen. Die Sorge war groß. Denn üblicherweise schaffen es nur rund 30 % der Betroffenen, langfristig clean zu bleiben. Doch bei diesen Soldaten kam es anders: Kaum jemand wurde rückfällig.

Warum?
Weil der Auslösereiz verschwand.

In Vietnam war der Konsum allgegenwärtig: Leichter Zugang, kollektives Verhalten, ein hohes Maß an Stress. Die perfekten Bedingungen für Abhängigkeit.
Doch zurück in den USA fiel all das weg. Das Umfeld hatte sich verändert. Und mit ihm das Verhalten.

Was das mit Kaufsucht, Messie-Symptomen oder dem Zuhause voller Dinge zu tun hat?
Mehr, als man denkt! Denn oft liegt die Herausforderung nicht in uns selbst, sondern in dem, was uns ständig triggert.

Kann die Wohngegend unser Verhalten beeinflussen?

Auf jeden Fall!
Gerade wenn es um Kaufsucht, Messie-Syndrom oder das Horten von Dingen geht, spielt unser Umfeld eine größere Rolle, als wir denken.

Ich habe Kunden, die in eher ruhigen Gegenden leben: Keine „Zu verschenken-Kisten“ auf dem Gehweg, keine Buchhandlungen mit flauschigen Kissen, keine Boutique mit Duftkerzen im Fenster, kein Trödelladen mit entspannter Musik im Hintergrund. Und was soll ich sagen?
Dort fällt es ihnen leichter, sich von alten Mustern zu lösen.

Denn wenn der Auslösereiz fehlt, fällt auch die Versuchung weg.
Dann steht nicht an jeder Ecke ein „Komm, nimm mich mit“-Gegenstand und das macht es einfacher, alte Verhaltensmuster zu durchbrechen.

Für mich war das eine echte Erkenntnis!
Die einen sind nicht disziplinierter oder willensstärker. Sie leben einfach nur nicht im Dauerangebot.

Zum Glück bietet James Clears Buch dazu praktische Lösungsansätze: Zum Beispiel den sogenannten „vorzeitigen Dopaminausstoß“ zu nutzen, um Impulse bewusst zu steuern – ob beim Impulskauf, bei Messie-Verhalten oder beim unnötigen Einkaufen von Dingen, für die in der Wohnung kein Platz mehr ist.

Vorzeitiger Dopaminausstoß?

James Clear erklärt, dass schon lange vor dem Essen eines leckeren Eisbechers, ein starker Dopamin-Ausstoß stattfindet, der sogar viel höher ist, als wenn man den Eisbecher dann endlich isst. Das ist die altbekannte Vorfreude. Diesen Effekt, so sagt er, kann man umprogrammieren: Koppeln wir nämlich alte Gewohnheiten, die wir aufgeben möchten, an eine Belohnung, verändern wir damit unsere Hirnstruktur. Wenn wir zum Beispiel Dinge horten, müssen wir uns belohnen, wenn wir erfolgreich an einer „Zu-verschenken-Kiste“ vorbeigegangen sind. 

Fun Fact: Dieser Blogartikel ist ein gutes Beispiel dafür, wir gut diese Methode funktioniert. Da ich eigentlich nicht gerne am Computer arbeite, belohne ich mich nach getaner Computerarbeit immer damit, auf dem Sofa abzuhängen und meine Krimis weiterzulesen. Seit einiger Zeit freue ich mich daher auf das Schreiben von Blogartikeln. Und jetzt gerade habe ich sogar jede Menge Spaß dabei! 

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Mehr Informationen Ok ablehnen